Erst kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu: Schnabl Engineering kann bei den beiden Qualifikationsläufen zum 24-Stunden-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife 2022 nur jeweils eine Zielankunft vorweisen – P14 im ersten und P6 im zweiten Lauf. Und das nach einem Wochenende mit mehr Tiefen als Höhen. „Hoffentlich haben wir unser Pech für die restliche Saison bereits aufgebraucht“, sagt Teamchef Sven Schnabl. „Die Qualifikation für das 24-Stunden-Rennen hatten wir uns natürlich ganz anders vorgestellt.“
Schon im Zeittraining war es nicht optimal gelaufen für das Einsatzteam von Falken Motorsport: Der Porsche 911 GT3 R von Klaus Bachler, Lars Kern, Alessio Picariello und Martin Ragginger hatte sich mit 8:13.033 Minuten auf Position 20 im Feld klassiert, mit 4,6 Sekunden Rückstand auf den Spitzenreiter und 1,6 Sekunden hinter dem bestplatzierten Porsche. Das Schwesterauto mit Jaxon Evans, Sven Müller, Patrick Pilet und Marco Seefried belegte knapp drei Zehntel hinter den Teamkollegen den 21. Platz. „Weil wir es nicht auf den Punkt gebracht haben“, meint Sven Schnabl.
Der erste große Rückschlag für Schnabl Engineering aber stand erst noch bevor. Denn im Warmup vor dem ersten Lauf musste der Falken-Porsche mit der Nummer 44 und Bachler am Steuer einem abfliegenden Konkurrenten ausweichen, was in einem Unfall mündete. Bachler blieb unverletzte, aber „die Kiste war platt“, sagt Teamchef Sven Schnabl. „Uns war schnell klar, dass wir das Rennen mit diesem Auto vergessen konnten.“
Tatsächlich trat Schnabl Engineering nur mit dem Falken-Porsche #33 im ersten Qualifikationslauf an, und das unter wechselhaften Bedingungen und mit einem Doppelstint von GT3-Debütant Evans am Steuer. Das Fahrzeug kreuzte schließlich auf P14 die Ziellinie, 3:10 Minuten hinter den Siegern und 1:39 hinter dem bestplatzierten Porsche. „Angesichts der Umstände ist das ein ordentliches Ergebnis“, sagt Sven Schnabl. „Vor allem, wenn man bedenkt, dass wir Jaxon bei seinem Einstand viel Fahrzeit verschaffen wollten und er dabei gleich mit Dunkelheit und Nässe auf der Nordschleife konfrontiert wurde. Er und seine Kollegen haben das aber gut gemacht.“
Parallel dazu lief der Wiederaufbau des Schwesterautos, mit tatkräftiger Unterstützung von Porsche und weiteren Helfern. „Dafür muss ich der gesamten Mannschaft ein Kompliment machen“, meint Teamchef Sven Schnabl. „Wir hatten schon während des Rennens ein Auge auf der Reparatur und schlossen sie schließlich um 5:30 Uhr am nächsten Morgen ab. Um 8:15 Uhr gingen wir mit dem neu aufgebauten Auto schon wieder ins Warmup – und das Auto lief absolut perfekt. Besser geht es nicht.“
Der Aufwärtstrend von Schnabl Engineering setzte sich im zweiten Qualifying fort. Bachler, Kern, Picariello und Ragginger fuhren 8:10.461 Minuten und sicherten sich als bester Porsche den achten Startplatz für den zweiten Lauf. Es fehlten 1,9 Sekunden auf die Bestzeit. Das zweite Falken-Fahrzeug kam mit Evans, Müller, Pilet und Seefried auf die 17. Position, rund 4,9 Sekunden hinter der Spitze.
Doch auch Lauf zwei verlief nicht nach Wunsch für das Einsatzteam von Falken Motorsport, denn dieses Mal wurde der Porsche mit der Startnummer 33 bereits in der Anfangsphase aus dem Rennen genommen: Eine harte Bodenwelle wurde dem Auto zum Verhängnis, der 911er flog ab und schlug ein. Teamchef Sven Schnabl: „Schon wieder ein kaputtes Auto. Zum Haare raufen, denn mehr kann an einem Wochenende eigentlich nicht schiefgehen.“
Immerhin: Der Porsche mit der Nummer 44 sah das Ziel auf Position sechs, etwa 1:06 Minuten hinter dem Siegerauto und knapp 1,2 Sekunden hinter dem besten Porsche. „Das war ein einigermaßen versöhnlicher Abschluss für uns, wenngleich das Wochenende insgesamt eine Enttäuschung war, bei den vielen Zwischenfällen“, sagt Sven Schnabl. „Den Jungs mache ich hier keinen Vorwurf, sowas passiert schon mal. Bitter ist nur, wenn es so gehäuft auftritt. Wenigstens waren wir technisch gut aufgestellt: Die Zuverlässigkeit stimmt. Und hoffentlich geht es ausgehend davon jetzt steil bergauf für uns.“
Viel Zeit aber bleibt Schnabl Engineering nicht: Schon in zwei Wochen tritt das Team erneut auf der Nürburgring-Nordschleife an, dann beim Saisonhöhepunkt in der „grünen Hölle“, dem 24-Stunden-Rennen vom 28. auf den 29. Mai 2022. „Bis dahin haben wir noch jede Menge zu tun“, meint Sven Schnabl. „Denn natürlich wollen wir bestmöglich vorbereitet ins Rennen gehen und idealerweise die schwierige Qualifikation mit guten Ergebnissen im 24-Stunden-Klassiker vergessen machen.“
2021 war das Einsatzteam von Falken Motorsport mit beiden Autos in die Top 10 gefahren und hatte die Plätze vier und neun belegt. Der bislang letzte Podestplatz des Rennstalls aus Butzbach bei Frankfurt im 24-Stunden-Rennen – Platz drei – datiert aus der Saison 2015.