Schnell, aber glücklos: Schnabl Engineering mit Doppelausfall am Nürburgring

Der Speed war da, aber ein Ergebnis fehlt: Schnabl Engineering ist beim berühmten 24-Stunden-Rennen auf der legendären Nürburgring-Nordschleife mit beiden Autos vorzeitig ausgeschieden. Damit blieb das Einsatzteam von Falken Motorsports erstmals überhaupt ohne Zielankunft beim Langstrecken-Klassiker, nachdem es in den vergangenen Jahren stets mindestens einen Top-10-Platz und 2015 den dritten Gesamtrang belegt hatte.

„Was soll ich sagen? Unsere Autos sind gelaufen wie ein Uhrwerk. Fahrer und Team haben eine Topleistung erbracht. Am Ende stehen wir aber mit leeren Händen da, und das hatten wir uns natürlich anders vorgestellt“, sagt Teamchef Sven Schnabl.

Denn nach zwei Siegen in drei Rennen bei der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS) 2025 zählte Schnabl Engineering mit seinen beiden blau-grünen Porsche 911 GT3 R zu den Favoriten auf vordere Platzierungen beim 24-Stunden-Rennen. Das bestätigte sich im mehrstufigen Qualifying: Mit 8:14.279 Minuten belegte die Startnummer 33 mit Julien Andlauer, Nico Menzel, Sven Müller und Alessio Picariello den vierten Startplatz unter 134 Rennteilnehmern und hatte als zweitbester Porsche nur 1,538 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Mit 8:20.815 Minuten qualifizierte sich das Schwesterauto mit der Nummer 44 und den Fahrern Dorian Boccolacci, Tim Heinemann, Dennis Marschall und Morris Schuring ebenfalls aussichtsreich auf Position elf.

„Das war eine gute Ausgangslage“, sagt Sven Schnabl. „Denn wenn du bei einem 24-Stunden-Rennen vorne mitmischen willst, musst du von Anfang an bei der Musik sein. Das ist uns im Qualifying gelungen, obwohl eines unserer Autos keine optimale Runde erwischt hat.“

Und auch der Rennstart verlief vielversprechend aus der Sicht von Schnabl Engineering: Die Nummer 33 schob sich rasch auf Platz zwei nach vorne und die Nummer 44 rückte auf Platz zehn vor. Ein Stromausfall sorgte jedoch für eine außergewöhnliche Unterbrechung des Fahrbetriebs am Nürburgring: „So etwas habe ich wirklich noch nicht erlebt“, sagt Teamchef Sven Schnabl.

Es kam aber noch dicker für den Rennstall aus Butzbach bei Frankfurt, denn nach dem Restart ereignete sich in der Dämmerung ein folgenschwerer Unfall: Andlauer im zweitplatzierten Falken-Porsche kollidierte in der zweiten Kurve mit einem dort stehenden Fahrzeug, das seinerseits kurz zuvor von einem Konkurrenten in einen Dreher gezwungen worden war. Andlauer hatte keine Chance: Weder war er durch gelbe Flaggen vor der Gefahr gewarnt worden, noch hätte er dem havarierten Auto ausweichen können – es kam zum Frontalcrash, der den Falken-Porsche nachhaltig beschädigte und wenig später das frühe Aus nach nur 23 Rennrunden bedeutete.

„So ein Zwischenfall macht natürlich fassungslos“, sagt Sven Schnabl. „Aber in dieser Situation waren wir einfach nur Passagier und konnten den Unfall nicht vermeiden. Und das ist das Bittere an dieser Situation: Dass wir uns gar nichts vorwerfen können. Es ist einfach nur sehr unglücklich gelaufen.“

Damit verblieb mit der Nummer 44 nur noch ein Falken-Porsche im Rennen, doch auch dieses Fahrzeug kam nicht ungeschoren durch: Mehrere Reifenschäden und die daraus resultierenden Reparaturarbeiten warfen Boccolacci, Heinemann, Marschall und Schuring wiederholt zurück. Obendrein erhielt das Auto nach missglücktem Timing beim Boxenstopp eine Zeitstrafe. Trotzdem bewegte sich Schnabl Engineering damit noch im Bereich der Top 10, ehe in der zweiten Rennhälfte eine Antriebswelle riss und nach 89 Rennrunden sämtliche Hoffnungen zunichtemachte.

„Auch hier können wir uns nichts vorwerfen: Das Teil hatte seine Laufzeit noch lange nicht erreicht“, sagt Teamchef Sven Schnabl. „Wir können uns den Defekt bislang nicht erklären, aber er schmerzt natürlich sehr. Denn so haben wir zum ersten Mal gar keine Zielankunft bei unserem wichtigsten Rennen des Jahres.“

Der gute Speed beider Autos bis zum jeweiligen Ausfall ist für Sven Schnabl nur ein schwacher Trost: „Hätte, wäre, wenn – das zählt ja nicht. Das Ergebnis ist ernüchternd und frustrierend. Denn du weißt nie, ob so eine Chance noch einmal kommt. Dafür sind zu viele Variablen im Spiel. Aber alles in allem können wir zufrieden sein mit unserem Auftreten: Das gesamte Team hat sich sehr gut verkauft. Wir waren schnell. Und was passiert ist, kann passieren. So ist der Motorsport manchmal, auch wenn uns das nicht gefällt.“

Und so sicher wie die Zielflagge bei Rennende ist der Countdown für den nächsten Renneinsatz, den Schnabl Engineering als Einsatzteam von Falken Motorsports am 16. August 2025 beim KW 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife bestreitet. Bis dahin werden die beiden markanten Falken-Porsche komplett revidiert und erneut rennbereit gemacht. Denn nach dem 24-Stunden-Rennen 2025 ist vor dem 24-Stunden-Rennen 2026. „Aber jetzt heißt es für uns erst einmal durchatmen“, sagt Teamchef Sven Schnabl. „Und wenn wir dieses Rennen verdaut haben, greifen wir wieder an.“