Schnabl Engineering in Spa: Von null auf 24 Stunden in zehn Tagen

Wie viel Vorlauf braucht eigentlich ein GT3-Team, um sich auf eines der bedeutendsten Langstrecken-Rennen der Welt vorzubereiten? Diese Frage hat Schnabl Engineering bei den diesjährigen 24 Stunden von Spa-Francorchamps beantwortet. Der Rennstall aus Butzbach bei Frankfurt stieg nämlich erst zehn Tage vor dem Start zum Klassiker in die Vorbereitungen ein – und überraschte vor Ort mit Hartnäckigkeit, Ausdauer und Speed. Eine Zielankunft war Michael Christensen, Frederic Makowiecki und Dennis Olsen im Porsche 911 GT3 R jedoch nicht vergönnt: Das Fahrzeug schied kurz vor Rennhälfte aus.

Und damit zurück zu der Frage, weshalb Schnabl Engineering überhaupt in Spa am Start war. Denn eigentlich hatte der Rennstall gar nicht mit einem Einsatz beim prestigeträchtigen 24-Stunden-Rennen geplant. Die Teilnahme sei „sehr kurzfristig“ beschlossen worden, erklärt Teamchef Sven Schnabl, nachdem mit Frikadelli Racing ein anderes Porsche-Team seine beiden Meldungen zurückgezogen hatte. Porsche aber wollte zumindest eines der Autos trotzdem im Rennen sehen. „So kamen wir ins Spiel“, sagt Sven Schnabl. Am Mittwoch vor der Rennwoche erhielt sein Team die erste Anfrage, noch am gleichen Tag folgte die Zusage: Schnabl Engineering stellte sich der Herausforderung, in extrem kurzer Zeit ein komplett neues Rennprojekt umzusetzen.

„Was sonst einen Vorlauf von drei bis vier Monaten hat, musste in unserem Fall in ein paar Tagen passieren“, meint Teamchef Sven Schnabl. Und so traf ein Teil der Mannschaft die notwendigen organisatorischen Vorbereitungen, während ein anderer Teil der Crew in Zusammenarbeit mit Frikadelli Racing die technischen Grundlagen schuf und einen Porsche 911 GT3 R für den Einsatz in Spa präparierte. „Schon das war ein echter Kraftakt“, sagt Sven Schnabl. Doch bereits vier Tage nach dem ersten telefonischen Kontakt traf das Auto in Spa-Francorchamps ein.

Und es blieb turbulent: „Wir mussten vor Ort täglich Nachtschichten einlegen, um den Porsche rennbereit zu machen“, erklärt Teamchef Sven Schnabl. Und das mit einer nicht eingespielten Mannschaft, bestehend aus Mitarbeitern von Schnabl Engineering und FrikadelliRacing. „Die Stimmung bei uns in der Box aber war herausragend, trotz der enormen Arbeitsbelastung“, meint Sven Schnabl. „Da hat jeder angepackt und mitgezogen, das war einfach sensationell!

Mit noch nicht optimalem Set-up erzielten Christensen, Makowiecki und Olsen für Schnabl Engineering 1,911 Sekunden hinter der Bestzeit den 25. Platz in der Startaufstellung zum 24-Stunden-Rennen in Spa, unter 58 teilnehmenden Fahrzeugen. „Das war für uns in Anbetracht der besonderen Umstände ein echter Erfolg“, sagt Teamchef Sven Schnabl.

Und es wurde noch besser: Am Renntag, zehn Tage nach Projektbeginn, startete der Porsche 911 GT3 R mit der Startnummer 3 furios ins Langstrecken-Rennen und machte etliche Positionen gut, sodass Christensen/Makowiecki/Olsen alsbald in den Top 10 geführt wurden. „Das Auto geht bombastisch“, urteilte Makowiecki gleich zu Beginn, sehr zur Freude von Sven Schnabl: „Wenn du die ganze Woche ackerst und Überstunden schiebst und es zunächst noch nicht rund läuft, dann ist das das schönste Kompliment, das man sich für sein Team nur wünschen kann.“

Das Happyend für Schnabl Engineering in Spa-Francorchamps aber blieb aus: Nach mehreren Zwischenfällen in der ersten Rennhälfte und Reparaturen in der Box war nach einer Berührung mit einem konkurrierenden Fahrzeug Schluss für das Team aus Butzbach. Der Schnabl-Porsche kam nach 254 Runden oder 1.779 Kilometern zum Stillstand, bei noch 12:43 zu fahrenden Stunden im Rennen.

„Natürlich: Das Ergebnis fehlt. Das ist schade, denn es hätte was gehen können für uns“, sagt Teamchef Sven Schnabl. Doch ein Fehlschlag war der spontane Einsatz beim 24-Stunden-Rennen in Spa nicht für den Rennstall: Dass die Nummer 3 phasenweise schnellster Porsche im Feld war, ist aufmerksamen Beobachtern im Fahrerlager nicht entgangen. „Insofern war unser Abenteuer auch ein Erfolg“, sagt Sven Schnabl. „In jedem Fall war es für alle im Team eine mega Erfahrung. Hier hat sich jeder reingekniet: Fahrer, Mechaniker und die restliche Mannschaft. Dieser Teamspirit war wirklich einzigartig und beispielhaft. Ich kann meiner Truppe hier nur ein ganz großes Kompliment aussprechen. Das war bockstark!“

Und obendrein fuhr Schnabl Engineering in Spa auch für den guten Zweck: Mit dem Schriftzug „In Gedenken an die Opfer der Flutkatastrophe“ auf den Türen des Fahrzeugs machte das Team auf das Schicksal der Menschen in der Eifelregion aufmerksam. Das ebenso kurzfristig aufgesetzte Minichamps-Modellauto im Maßstab 1:43 wurde seither bereits fast 1.100 mal bei ck-modelcars vorbestellt – und der komplette Nettoerlös dieser Sonderaktion geht in Form einer Spende an die vom Unwetter Betroffenen. Sven Schnabl: „Alleine dafür hat sich unser Einsatz schon gelohnt.“

Link zum Modellauto:
https://ck-modelcars.de/de/minichamps-1-43-porsche-911-gt3-r-no3-24h-spa-2021-charity-modellauto-schnabl-engineering-413216003/p-70201/