Nachtschicht

Sonntagmorgen um 6.00 Uhr gehen im Technikzelt von Schnabl-Engineering die Lichter aus. Der im Qualifying schwer beschädigte Porsche von Jörg Hardt ist wieder einsatzbereit. Mit Unterstützung von zahlreichen Helfern wird der 911 GT3 Cup wieder in einen fahrfähigen Zustand verwandelt. Auch Unfall-Gegner Haggenmüller fährt wieder. „Ja, wir haben das Licht zwar ausgemacht, aber nur deshalb, weil es schon wieder hell wurde“, lachen die beiden Sauers, die bei Schnabl Engineering als Mechaniker tätig sind. „Wir waren nur schnell zum duschen im Hotel, haben die Koffer gepackt und sind wieder an die Rennstrecke gesprintet, um den Aufbau zu komplettieren.“ Damit gingen ereignisreiche 18 Stunden für die Schnabl-Truppe zu Ende. Kurz vor Ende des Qualifyings hatte EuroSpeedway-Sieger Hardt am Samstag den Porsche am Ende der Start-und Zielgeraden beim Anbremsen „verloren“ und war nach zwei mächtigen Bocksprüngen über die Curbs in den 911 von Dietmar Haggenmüller, der gerade aus der Boxengasse kam, eingeschlagen. „Nahezu der komplette Voderachsbereich war beschädigt“, gibt Jörg Hardt zu Protokoll. „Aufhängungen, Stabilisatoren, Lenkung, Felge und Bremsen mussten ausgetauscht werden. Dazu waren Ausbeularbeiten am Seitenteil notwendig. Unser Hauptproblem bestand allerdings darin, dass der vordere Hilfsrahmen beschädigt worden war und als Neuteil nicht zur Verfügung stand.“ An der Stelle sprangen dann viel freundliche Helfer ein. Bei Land-Motorsport wurde ein Hilfsrahmen ausfindig gemacht, der allerdings einer Nacharbeit bedurfte. „Das Persson-Team aus der DTM hat uns sofort die notwendigen Spezialmaschinen zur Verfügung gestellt, um diese Nacharbeiten auszuführen“, freut sich Teamchef Sven Schnabl über die Hilfe des Mercedes-Werksteams. „Über Timo Rumpfkeil entstand dann ein Kontakt zu einer Karosseriewerkstattin Oschersleben, in der wir in einer Nachtschicht unser Auto wieder gerade biegen konnten. Die haben sogar den Lackierer aus dem Bett geholt, damit er den Porsche noch lackieren konnte. Selbst der Senior-Chef hat in der hilfsbereiten Truppe von fünf Personen mitgeschraubt“, erzählt Martin Sauer voller Hochachtung ob der Leistung der lokalen Schrauber. „Dagegen wirkt meine Wirbelsäulenstauchung noch vergleichsweise harmlos“, so Jörg Hardt. „Ich bin nach dem Unfall kurz im Medical-Center behandelt worden und dann zum Röntgen in ein Krankenhaus gebracht worden.“ Dort wurde die Stauchung diagnostiziert. „Die Ärzte haben mir allerdings freigestellt, ob ich fahren möchte oder nicht.“ Mit Hilfe eines Masseurs wurde der Bonner wieder aufgepäppelt und für’s Rennen wieder fit gemacht. „Wir laufen jedem Meisterschaftspunkt hinter her und so müssen alle – egal ob Fahrer oder Team die Zähne zusammen beißen – und sehen, dass wir das Rennen in Oschersleben erfolgreich hinter uns bringen“, fasst Teamchef Sven Schnabl die mehr als ereignisreichen Tage zusammen.“ – bbe